Es ist nun schon 6 Monate her, dass ich meine Koffer gepackt und mich in mein Auslandsjahr gestürzt habe. Mit viel Neugier im Gepäck habe ich mich auf den Weg nach Straßburg gemacht und nach den vergangenen Monaten kann ich nun schon vieles berichten.
Die erste Zeit in Straßburg wurde durch die Eingewöhnung in die neue Umgebung geprägt. Eine neue große Stadt mit vielen neuen Eindrücken und dazu noch eine bisher unbekannte Wohnsituation. Ich bin in einer WG untergebracht, die ich mit drei weiteren Freiwilligen aus Deutschland, Spanien und Tunesien, als auch einer Lehrerassistentin aus China teile.
Ich leiste meine DJiA an einem Gymnasium in Straßburg. Zu meinen Aufgaben dort zählt die Animation der Schüler*innen während deren Freistunden oder während der Pausen. Da sich ein Schultag in Frankreich von 8 Uhr morgens bis teils 18 Uhr abends erstreckt, sind die Schüler*innen oft froh um ein wenig Ablenkung von Mathe, Physik und Latein. Dieser Ablenkung widme ich mich zusammen mit einem Team bestehend aus insgesamt 10 Animateuren. Konkret gestaltet sich die Animation in Form von sogenannten Ateliers. Diese finden dann wöchentlich zu einer bestimmten Uhrzeit statt und die Schüler*innen können diese frei wählen. Ich habe mich nach meinen Neigungen entsprechend für die Ateliers „Conversation“, „Zirkus“ und „Let´s speak English“ entschieden. Im „Zirkus“ geben wir den Schülern einmal pro Woche die Möglichkeit, sich akrobatisch auszutoben. Ende Mai wird dann das Schulfest stattfinden, an dem all diese künstlerischen Darbietungen zum Besten gegeben werden. Bei dem dritten Atelier „Let´s speak Enlish“ handelt es sich um eine Diskussionsmöglichkeit für Schüler, die ihr Englisch in lockerem Rahmen üben möchten. Zusammen mit meiner Kollegin, die Muttersprachlerin ist, gehen wir Themen wie den Klimawandel oder Organspende zusammen an, um die Scheu vor der Fremdsprache zu nehmen. Mit den jüngeren Schülern liegt der Schwerpunkt noch auf Zukunftswünschen oder den Freizeitaktivitäten. An dem Gymnasium besteht im Rahmen der Fremdsprachenwahl auch die Möglichkeit, Deutsch zu erlernen. In meiner täglichen Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen lasse ich meine Herkunft gerne mit einfließen, um so die Scheu vor der als äußerst schwierig geltenden deutschen Sprache zu verringern. Im Frühling wird dann auch noch eine „deutsche Woche“ stattfinden, während der kulinarische und historische Aspekte Deutschlands präsentiert werden.
Meine Freizeitaktivitäten lassen sich in Straßburg hervorragend ausüben. Mit Kollegen joggen oder Ausflüge in die Natur unternehmen sind dabei nur Beispiele, wie gut ich mich in meiner „Heimat für ein Jahr“ zurechtfinde. Straßburg liegt dafür geografisch gut, denn so ist auch eine Wandertour in den Vogesen eine schöne Tagestour, die die Wochenenden schöner gestaltet. Außerhalb der Arbeit und der WG habe ich auch schon Kontakt mit Studenten geschlossen und ich freue mich jedes Mal sehr, wenn ich neue Menschen kennenlerne. Nun freue ich mich besonders auf den Frühling, weil dann noch mehr Aktivitäten im Freien möglich sind und sich die Stadt bestimmt noch von einer anderen Seite zeigt.
Durch das Zwischenseminar von VISA bekam ich die Möglichkeit, den Süden Frankreichs zu besuchen. In einer Villa in Théoule sur Mer, in der Nähe von Cannes konnten wir kurz durchatmen, von den vielen Eindrücken, die sich uns trotz der langen Zeit noch täglich bieten. Ich war begeistert von der Idee, das Seminar im Süden abzuhalten und die Erwartungen wurden noch um Einiges übertroffen. Im Anschluss an das Seminar habe ich dann noch gleich die Möglichkeit genutzt, Maike in Nizza zu besuchen und gemeinsam haben wir einen Kurztrip nach Italien unternommen. Es waren zwar nur 7 Tage, aber der kurze Tapetenwechsel hat wirklich gut getan!
An dieser Stelle möchte ich direkt noch auf Eure Frage bezüglich der Betreuung eingehen. Bisher hatte ich (glücklicherweise) noch keinen Anlass, das DJiA um Hilfe zu bitten. Dennoch hatte ich durch die lieben Worte während der Seminare vor der Ausreise Vertrauen in Euch gewonnen und ich weiß, dass die Ansprechpersonen in Hannover jederzeit für mich da wären, wenn es Probleme geben sollte.
Nun möchte ich zum wohl spannendsten Teil meines Zwischenberichts kommen: Das Fazit. Welche Erfahrungen hat mir das DJiA bisher gebracht?
Zu allererst wäre da mein Zukunftswunsch. Ich bin mitunter nach Frankreich gegangen, um durch die Arbeit dort meine Französischkenntnisse auf ein Niveau zu verbessern, um Sprachwissenschaften studieren zu können. Inzwischen hat die soziale Arbeit solches Interesse in mir geweckt, dass ich mich dazu entschieden habe, Gebärdendolmetschen zu studieren. Dabei kann ich meinen sprachlichen und sozialen Interessen und Neigungen nachgehen. Ich bin sehr froh und dankbar, diese Erkenntnis schon nach der Hälfte meines Einsatzes gewonnen zu haben, denn jetzt kann ich die zweite Hälfte in vollen Zügen genießen.
Der zweite große Teil der Erkenntnisse sind die persönlichen. Ich bin schon viel gereist und war schon oft längere Zeit von zuhause weg. Aber inzwischen weiß ich was „zuhause“ bedeutet. Ich meine damit nicht unbedingt mein Elternhaus, vielmehr aber meine bayerische Heimat. J Im Allgemeinen hat Deutschland meiner Meinung nach nämlich viele schöne Seiten, die Frankreich nicht zu bieten hat. Auch die Sprache reizt mich nicht in dem Maße, als dass ich sie studieren möchte. Ja, ich denke mein DJiA hat mich heimatverbundener gemacht. Eine seltsame Erkenntnis, wenn man diese erst in der Ferne findet.
Ich bin wirklich sehr glücklich in Frankreich und ich bereue keine Sekunde, mich für ein Diakonisches Jahr entschieden zu haben!
Nadine
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