Mein Auslandsjahr begann am 08.08.2016, was jetzt schon wieder mehr als ein halbes Jahr her ist. Ich verabschiedete mich in Hamburg von meinen Eltern und machte mich gemeinsam mit meiner zukünftigen Mitbewohnerin und einer anderen Freiwilligen auf den Weg Richtung Argentinien. In Frankfurt kam dann noch ein weiterer Fahrgast des DJiA hinzu. Der Flug verlief entspannter als gedacht und Turbulenzen gab es wenn dann ein höchstens auf der Gefühlsebene. Doch auch die sind nach einem netten Empfang am Flughafen und mit der Erleichterung endlich angekommen zu sein schnell verflogen.Die Ankunft an sich war schön gestaltet und wir waren vor allem von den Deutschkenntnissen der Betreuer überrascht.
Die Unterbringung sollte sich dann schon etwas chaotischer nach argentinischer Art zu gestalten, aber nach ein paar Tagen hatte man sich eingelebt und es war ja auch nur für die 2 Wochen des Anfangsseminars. Die 2 Wochen sind grundsätzlich super, aber auch anstrengend und man muss sich fast ohne Unterstützung und Kenntnisse selbst versorgen, was sehr teuer werden kann.
Ich persönlich habe mir gar keine zu genauen Vorstellungen, Erwartungen und Ziele für das Jahr aufgeladen. Wie es schon mitschwingt; ich persönlich wollte mit wenig emotionalem Gepäck und viel Leichtigkeit mein einziges Ziel verfolgen: Mal sehen was da auf mich zukommt und es alleine erleben und gut hinbekommen.
Ich bin froh mit genau dieser Einstellung hergekommen zu sein, denn wohl das eindrucksvollste Erlebnis meines Jahres war der erste Besuch in meiner Arbeitsstelle in Florencio Varela, dem Ort wo ich arbeiten und leben würde und von dem ich bisher keinerlei Vorstellungen hatte.
An diesem Tag habe ich angefangen und bis heute nicht aufgehört mit jedem Tag etwas mehr von dem zu verstehen, was ich hier eigentlich tue und bewirke. Vor allem aber auch, was ich erreichen kann. Ich lege mittlerweile viel Wert auf die kleinen Dinge. So versuche ich mir, so gut es geht die Namen aller Kinder zu merken, jedes einzeln am Tagesanfang zu begrüßen (bei teils 40 Kindern schwerer als man glaubt) und für die nächste Zeit möchte ich mich mehr mit ihnen Unterhalten, was vorher sprachlich nicht möglich war und vor allem auch zuhören. Ich bin positiv gestimmt, dass ich das auch gut hinbekomme, da die anfängliche Verlegenheit im Projekt so gut wie verflogen ist.
Kommen wir also zu meinem Projekt und was wir, bzw. ich dort machen. Das Projekt ist ein Tageszentrum in dem etwas außerhalb gelegenen Barrio Bosques. Es kommen 3 verschiedene Altersgruppen, zum Großteil aus der näheren Umgebung. Die Kinder von 3-12 kommen jeden Tag um die Mittagszeit zum Essen, dann werden verschiedene Workshops angeboten und kurz vor der abschließenden Kaffee/Teepause haben sie noch einmal eine Stunde für sich. Danach wechseln sich tagesabhängig die Jugendlichen und die jungen Erwachsenen ab. Ich unterstütze grundsätzlich beim Auf-und Abbau, sowie allen weiteren Angeboten. Ab Anfang März werde ich zudem einen eigenen Workshop wöchentlich anbieten.
Je älter die Teilnehmer umso mehr Freiraum gibt es für die Gestaltung der gemeinsamen Zeit. Zentral in der Intention des Angebots sind natürlich die 2 Mahlzeiten pro Gruppe, aber auch besonders das Einhalten oder zumindest das Vorhandensein von gewissen Grundregeln, die das Projekt zu einem „sicheren Hafen“ oder einfach einem Gegenpol machen, zu all den Erfahrungen, welche die Kinder im Elternhaus oder auf der Straße machen und gemacht haben.
Ich fühle mich in meinem Projekt sehr wohl, da ich ein wunderbares Team habe und ich mich gut eingebunden, ernst genommen und vor allem auch sehr gut unterstützt fühle. Wenn ich hier mal ein Problem habe, kläre ich es auch eher mit meiner Chefin im Projekt, als mich an meine Ansprechpartner bei der Ierp zu wenden.
Im Allgemeinen bin ich mit meiner Wohnsituation und der Lage der Arbeitsstelle recht zufrieden. Es ist immer die Ambivalenz zwischen der Schönheit und der Interessantheit eines Ortes. Ich werde kein Blatt vor den Mund nehmen und behaupten Florencio Varela sei eine schöne Stadt in der man viel unternehmen kann. Auch sicher wäre kein Adjektiv was ich als passend ansehe. Aber auch wenn es manchmal etwas dreckig und unsicher ist, oder es mal wieder extrem stinkt, weil der Nachbar wieder seinen Müll verbrennt, bin ich mit dem Ort für mein DJiA recht glücklich, da man die Gelegenheit bekommt in einer ganz anderen Welt, mit ganz anderen Menschen in Kontakt zu kommen, mit denen man sonst aus Prinzip, Differenzen und Vorurteilen gar nicht erst geredet hätte.Abgesehen vom Wohnort ist unser Haus, für hiesige Verhältnisse recht geräumig und es lässt sich zu 4. gut gemeinsam darin leben.
Für das nächste halbe Jahr wünsche ich mir eine schöne Zeit mit meinen Eltern, die im April anlässlich meines Geburtstages kommen werden und zudem möchte ich mir wenn meine etwas unglückliche Verletzung am Finger wieder abgeheilt ist auch ein sportliches Hobby suchen. Damit hängt auch der Wunsch zusammen noch mehr Anschluss in Form von Freunden direkt aus Varela zu bekommen. In meiner Freizeit fahre ich bisher eher noch zu anderen Freiwilligen in die Stadt Buenos Aires.
Ich freue mich in jedem Fall auf alles was noch kommt!
Euer Mathis
Evangelische Freiwilligendienste gGmbH
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